14.12 15
Immer wieder werde ich nach dem Schnitt der Damendorfhose gefragt, darum versuche ich mich an einer Anleitung. Vorneweg - der Weg zum Schnittmuster ist steinig. Jeder Körper ist anders, das Schnittmuster an sich, hat seine Tücken in Form der Dreiecke.
Ich bin keine Schneiderin, keine Fachfrau, keine Expertin, sondern Laie. Wenn Ihr Fehler findet bitte ich um Nachricht, damit sie nicht unnötig verbreitet, sondern berichtigt werden.
Zu Beginn wird der zukünftige Träger der Hose sorgfältig vermessen.
Und zwar:
(Nummerierung siehe Bild weiter unten)
1 + 10 Hüftumfang
2 Strecke unterhalb vom Po bis über den Po, etwa bis zur Höhe des Bauchnabel
5 Mitte Oberschenkel
6 Knie an der stärksten Stelle
7 Fuß an der dicksten Stelle/ von der Ferse diagonal zum bis vorn über den Fuß = untere Weite des Hosenbeins
4 Schritt bis Fußsohle
8 Hüfte bis Fußsohle
*Fußsohle bis Knie
*Fußsohle bis Mitte Oberschenkel
*Ab Po bis halbe Brust, ab dem Punkt vom Vorposten
Die Maße mit Sternchen werden benötigt um im Schnittmuster die Messpunkte an der richtigen Postion zu haben.
Hilfreich ist es, sich eine Zeichnung vom Körper zu machen und die Maße darauf zu notieren.
Hier die Schnitteile der Original Hose, wegen Bildrechte nachgezeichnet
Nun gehts los. Ihr braucht eine Art Schnittmusterpapier - Packpapier oder Renovierfolie geht wunderbar.
Eine Holzleiste mit einem Papiermaßband aus dem Möbelhaus oder Baumarkt beklebt, ergibt ein wunderbares Riesenlineal.
Den Hüftumfang durch 3 teilen und aufrunden, eine Bequemlichkeitszugabe dazu, und ihr habt das Maß 1 und 10.
Beginnen wir mit dem Bein.
Anders als bei heutigen Hosen besteht das Bein nicht aus 2 Schnitteilen sondern nur einem, das das ganze Bein umschließt.
Auf dem zukünftigen Schnittmuster wird das Maß 1 eingezeichnet, dann das Maß 8. Die anderen Maße ein zeichnen.
Ein Maß fehlt, da habe ich getrickst, die Kurve für den Schritt habe ich frei Schnauze gezeichnet, anders wusste ich mir nicht zu helfen.
Für die Innenlinie nun die Maße verbinden, indem man ein langes Lineal anlegt und die Punkte verbindet.
Für den grünen Teil, bitte bedenken, die Hose ist höher geschnitten als heutige Hosen, vorn reicht die Hose ohne Rollbund etwa bis zum Bauchnabel.
Auf dem Papier erst einmal ein Rechteck nach Eurem Maß zeichnen, später an der Linie unterhalb von Po etwas einrunden.
Am Schnittmuster rundeherum an allen Teile 2cm Nahtzugabe zeichnen. Und das Schnittmuster aus schneiden.
Das Dreieck kommt später.
Ganz wichtig, zuerst eine Probehose fertigen. Als Stoff eine alte Bettwäsche o.Ä. verarbeiten, mindestens ein erstes Modell, landet in der Lumpenkiste.
- Das Schnittmuster auf den Stoff legen und ohne Zugabe ausschneiden. Die Zugabe haben wir ja schon eingeplant.
- Wir verbinden als erstes die kurvige Naht am Schritt, beide Teile auf einander legen. Am besten auf der Nähmaschine per großen Zickzack Stich nähen. Das ist elastisch, und kommt der späterer Torsberg Naht am Ähnlichsten.
- Nun das Po Viereck ein nähen.
- die Beine zusammen stecken, dabei am Fuß beginnen und sich hoch arbeiten. Etwa eine Handlänge unterhalb vom Po (es kann auch mehr sein) Beginnt das Dreieck, da wo man das Gefühl hat, hier fehlt was. Ab hier offen lassen.
Probehose aus ungeliebten Stoff
- Nun beginnen wir mit dem Dreieck.
Das müssen wir nun aus messen.
Nun ist ein Hilfsfaden eine große Erleichterung. Der Faden kann ein Stück Wollfaden sein, oder eine Schnur, und braucht man 4 Stecknadeln.
Der Hilfsfaden wir an einem Punkt des Dreiecks an der Hose festgesteckt, genau in der Spitze. Nun den Faden bis zur nächsten Spitze führen, in der Spitze eine weitere Nadel fest stecken, bis zur 3ten Ecke und wieder zum Anfang. Dann Schnittmusterpapier oder Folie auf einen Untergrund stecken (Pinnwand, dicker Teppich o.Ä.) und das Dreieck mit Hilfe des Hilfsfadens und der Markierungen mit den Nadeln, darauf fest stecken.
Nachzeichnen und wieder an allen Seiten, 2 cm Nahtzugabe. Die Spitzen von Seiten 12/13 und 13/11 nicht auslaufen lassen.
Ausprobieren ob es in die Hose passt.
- das Dreieck aus Stoff zu schneiden, einnähen.
- der Bund besteht aus der Summe der Maße 2 x Nr 1+ Nr 10 plus Nahtzugabe, die Höhe nach Bequemlichkeit, lieber erst mal zu viel als zu wenig einplanen. Denn später wird ein Gürtel mit dem Bund gerollt, das sieht dann ähnlich aus wie bei Obelix.
Nun wird es spannend ! Das erste Probetragen. Wenn die Hose passt, unbedingt hin setzen und auch in die Hocke gehen. Nichts gerissen ? Fein, dann kann man mit der guten Hose beginnen.
Passt nicht ? Nicht traurig sein, sie passt selten auf Anhieb. Meist muss man es mehrmals versuchen, bis alles richtig ist.
Die Anleitung zum nähen habe ich vor einiger Zeit schon einmal gepostet:
https://www.zeitensprung-handweberei.de/2018/07/23/handnaht-ist-nicht-gleich-handnaht/
Ausprobieren ob es in die Hose passt. Tut es ? Super !
- das Dreieck aus Stoff zu schneiden, einnähen.
- der Bund besteht aus der Summe der Maße 2 x Nr 1+ Nr 10 plus Nahtzugabe, die Höhe nach Bequemlichkeit, lieber erst mal zu viel als zu wenig einplanen. Denn später wird ein Gürtel mit dem Bund gerollt, das sieht dann ähnlich aus wie bei Obelix.
Nun wird es spannend ! Das erste Probetragen. Wenn die Hose passt, unbedingt hin setzen und auch in die Hocke gehen. Nichts gerissen ? Fein, dann kann man mit der guten Hose beginnen.
Passt nicht ? Nicht traurig sein, sie passt selten auf Anhieb. Meist muss man es mehrmals versuchen, bis alles richtig ist.
Quellen:
das Original in Schloss Gottorf http://www.schloss-gottorf.de/
Karl Schlabow: Textilfunde aus der Eisenzeit in Norddeutschland
Farke, H.: Ein zweitausendjähriges Bekleidungsstück nach der Präsentation in der Ausstellung.
In: Textilmuseum Neumünster (Hrsg.): Archäologische Textilfunde - Archaeological Textiles.
NESAT V. Neumünster 1994, S. 69-82.