Vorweg, dieser Post ist schon alt, so wie hier gehe ich nicht mehr vor, da ich den Zuschnitt mittlerweile für falsch halte.
01.09 13
Diesmal, sollen es Beinlinge für meinen Mann werden.
Für Leute die nicht im Tema sind:
Beinlinge sind das hochmittelalterliche Gegenstück zur Hose. Man(n) trug damals zwei einzelne Beinröhren die Figur anliegend geschnitten waren, und am Bruchengürtel ( Bruche ist die mittelalterliche Herrenunterhose mit Gürtel) angebunden wurden.
Spinnrichtung bedeutet, das Garn ist mal rechts herum, mal links herum gesponnen und dann verwoben. Sehr viele Gewebe die sich aus dem Mittelalter, aber auch aus früheren Zeiten erhalten haben, sind auf diese Art hergestellt. Manche sogar mit aufwendigen Mustern.
Ohne Grund wird man dies nicht getan haben, deshalb versuche ich solch einen Stoff nach zu weben.
Da mein Mann das diesmal tragen soll und das Gewebe somit in meiner Nähe bleibt, kann ich das im Langzeittest erleben.
Das Kettgarn ist von der Stange*. Es ist ein einfacher Faden in Z Richtung in Naturgrauer Optik. Das Garn liegt bei 10F/cm relativ locker.
Das Schussgarn ist handgesponnen einfach in S Richtung aus einer Kammzugwolle eines Spinnfasershops. Sorte französisches Landschaf, in einem schönen Braunton mit leicht grauer Note.
*Wer schon einmal Garn in dieser Stärke gesponnen hat, weiß wie langwierig und mühselig diese Arbeit ist. Industrielles Garn hat den großen Vorteil das es gleichmässiger und in der Stärke auch reißfester ist. Zumindest bei dem was wir Hobbyisten meist herstellen. Zu frühen Zeiten hat das ganz anders ausgesehen, wie und die historischen Fragmente erzählen.
5,70m liegen hier.
Dafür habe ich ca. 300g - 340g handgesponnenes Schussgarn verwoben, (ein oder zwei Banderolen habe ich schon weggeworfen), das ich aber nicht in NM schätzen kann. Es ist schon ziemlich dünn, ich schätze zwischen 12 und 15 Fäden würde ich es als dichte Kette aufziehen.
Die Bindung ist ein 2/1er Köper, man erkennt gut den Farbunterschied zwischen Kett und Schuss lastiger Seite.
Beinlinge werden diagonal zum Fadenlauf zugeschnitten. Meine Stoffbahn ist ein wenig zu schmal, der Zuschnitt sollte mehr in der Diagonale liegen.
Rechts liegt ein alter Beinling, so soll das fertige Hosenbein aussehen.
Beim ersten Mal, wurde ein altes Bettlaken mit Nadeln am nackten Bein angesteckt. Alles Überflüssige an Stoff abgeschnitten, auf der Nähmaschine vernäht, der Sitz kontrolliert, korrigiert, so lange bis das Ergebnis richtig gut sitzt. Dann auf der Naht aufgeschnitten und auf Folie übertragen.
Das ist nun das Schnittmuster. Das Schnittmuster wird mit Folienstift beschriftet, und kann so in einer Dokumentenhülle in einem Ordner verwahrt werden.
Als Folie verwende ich Renovierplane, die ist günstig und man kann gut durchschauen.
Das ist besonders praktisch wenn man moderne Schnittmuster von Papierbögen übertragen will.
Vom großen Stück Plane wird im gefalteten Zustand ein Streifen abgeschnitten der so breit, wie ein Papierschnitt ist.
Obwohl hier nur wenig in Diagonale zugeschnitten werden konnte, sind die Beinlinge dehnbar und bequem.
Auf der Veranstaltung am Wochenende sind die neuen Beinlinge fertig geworden. Nun haben wir eine einfache Ausstattung, bei der die Oberbekleidung (mit Ausnahme des Schleiers), aus von mir handgewobenen Stoffen genäht ist.
Genäht wurde ausschließlich von Hand.
Mit den Beinlinge bin ich sehr zufrieden. Sie sitzen diesmal besonders gut.
Da ist sie die neue 1150ger Klamotte. Auf Abbildungen dieser Zeit finden sich selten Kopfbedeckungen bei Männern. Ganz im Gegensatz zu 1250 in der man(n) immer etwas auf dem Kopf hat.
Den Schleier finde ich SEHR Gewöhnungs bedürftig. Das hat man so getragen ? Es gab doch sicherlich schon immer hippelige bewegungslustige Frauen. Wie kann man so arbeiten ?
Zum Glück ist das Schleiertuch erst mal improvisiert. Es ist ein sehr feiner Wollstoff, sicherlich gab es auch Schleier aus Leinen. Hier muss also noch gearbeitet werden.