08.07 13
Die Frage wie farbig Textilien in den einzelnen Epochen des Mittelalters waren, ist viel diskutiert.
Immer wieder heißt es, es war ziemlich bunt, und die Bildquellen scheinen der Theorie recht zu geben. Sind selbst die Bauern auf etlichen Abbildungen farbenfroh und ordentlich gekleidet.
Aber spiegeln diese Bilder die Wirklichkeit ?
z.B. hier:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Les_Tr%C3%A8s_Riches_Heures_du_duc_de_Berry_f%C3%A9vrier.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Les_Tr%C3%A8s_Riches_Heures_du_duc_de_Berry_juin.jpg
Quelle : http://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%A8s_Riches_Heures
Oder wollte der Auftraggeber des Buches einfach ein hübsches Buch haben ?
Der Erschaffer des Buches, seine wunderbaren Farben und sein Können demonstrieren ?
Leider sind zu wenige Textilien oder Textilfragmente aus dem Hochmittelalter erhalten, um wirklich genaue Vorstellungen haben zu können.
Daneben gibt es Belege die uns sagen das ganze Stoffbahnen gefärbt wurden. Die Fundlage zeigt uns aber das auch Garne vor dem verarbeiten gefärbt wurden. ( z.B. farbiger Streifenstoff in Haithabu oder Extended Tabby an etlichen Fundplätzen)
Um Stoffe her zu stellen, die von weitem farbig aussehen, aber nur zur Hälfte farbig sind, webe ich weitere Stoffe, die in die Rubrik "mehr Schein als sein" passen würden. Oder wie man noch vor einigen Jahren gesagt hätte : eine solide Qualität, die dennoch etwas her macht.
Einen Stoff für den schmaleren Geldbeutel eines Stadtmenschen, eine mittelprächtige Qualität für die breite Masse.
Zeitlich soll er ins Hochmittelalter um ca. 1150 passen.
Als Kettmaterial dient ein industriell hergestelltes Garn, in naturgrauer Optik. Es hat die Optik eines Wollgarns das von grauen Schafen stammt.
Für das erste Kleidunggstück ist der Schuss ein pflanzengefärbtes Garn in einem mittleren schönen Grünton.
Die Bindung ist ein 2/1er Köper, der Stoff hat also eine Kettlastige (graue) und eine Schusslastige (grüne) Seite. Das zu damaligen Zeiten als weniger hochwertig befundene graue Garn kommt nach innen, das aufwendigere grüne Garn auf die Schauseite. Die Dichte liegt bei 10Fäden/1cm in der Kette.
So muss nur die Hälfte des benötigten Garn eingefärbt werden, während die Hälfte bei der Abfall entsteht, ungefärbt bleibt. Das spart Arbeit, sowie die damals noch viel kostbareren Zutaten, die die Färberei benötigt.
Dennoch sieht das fertige Kleidungsstück später grün aus.
Die Tuch Bahn ist zur Zeit 75cm breit, nach dem waschen und entspannen wird sie schmaler werden.
Da hängt sie und sieht ganz unschuldig aus.
Dabei habe ich mir diesmal wirklich einen Wolf genäht.
Mein Eindruck war, das der Näh Aufwand schlimmer als bei einem Kleid war, und als ich sie eben so am Schrank aufhänge, stelle ich fest - sie geht mir bis eine handbreit über die Fußknöchel.
Die Mode war 1150 noch eine ganz Andere als 1250.
Die Tuniken waren länger, die Ärmel hatten gerne Überlange.
Seitliche Geren sorgen für Weite, ohne das es an der Brust schlabbert.
Auf Bildbelegen sind farblich abgesetze Streifen an Armabschluss und rund um den Hals zu sehen, aber auch ganz schlichte Modelle.
Da der Stoff ja bewusst schlicht bis "billig" gehalten ist, haben wir uns für das Modell ganz ohne Schnick-Schnack entschieden. Passend zu meinem Kleid, das ja auch preiswert aber solide, wirken soll.
Sämtliche Nähte habe ich mit dem Saumstich genäht, also erst einmal jedes Stück rundherum gesäumt, und danach die Teile per Überwendichstich zusammen genäht.
Detail Armnaht, Detail Seitennaht innen, man erkennt schön den Farbunterschied von Vor und Rückseite.