Vor einigen Wochen hatte ich schon einen Post zum Thema Decken, das Thema hat mich über Wochen beschäftigt und ich habe mir weiterhin Gedanken dazu gemacht.
Im ersten Post schrieb ich :
( Bettdecken im späten Mittelalter Teil 1 )
"Leinwandbindung ist die am häufigsten vorkommende Bindung, ein recht dickes Fragment besteht aus gezwirnten Garnen. Es kommt der Stärke einer warmen Decke recht nahe. Ob dies tatsächlich eine Bettdecke war, oder gar eine Embalage kann ich nicht sagen."
"Die Zunft der Bettdeckenweber soll mit Webbreiten zwischen knapp 0,90m bis 1,15m gewebt haben, demnach waren die Decken aus mehren Bahnen zusammen genäht ? Da tut sich die Frage auf quer oder längs, und mit welcher Nahttechnik.
In Küstengebieten seien viele naturfarbene Garne verarbeitet worden.
Ohne ein erhaltenes Stück und ohne ganz genaue zeitgenössische Beschreibung kann ich nur laienhaft vermuten."
Wie das so ist wenn man sich in ein Thema vertieft, plötzlich taucht es überall auf. Bei der Kollegin Helga Jossen erschien passend zu meinen Überlegungen ein Post über Walliser Decken, in dem sie schreibt dass im Wallis traditionell Decken aus Bahnen hergestellt werden.
https://www.helgaswebstube.ch/2018/05/22/walliser-decken/
Zusammen mit der Literatur von Herrn Tidow machte es plötzlich Sinn, die Deckenbahnen werden nicht längs zusammen gesetzt sondern quer. So liegt die Last wenn man sich dreht, nicht auf einer Mittelnaht die durch die Bewegung mehr belastet würde als eine Quernaht. Demnach wären die Streifenmuster nicht als Schuss entstanden, sondern die Streifen wären schon als Kette aufgezogen. Auch das macht Sinn, wenn man sich eine Manufaktur vorstellt, das wechseln von Schussgarnen im Farbwechsel kostet mehr Zeit und Sorgfalt, als ein ganzes Stück in einer Farbe durch zu weben. Was wiederum nur bei Streifen klappt. Karierte Decken tauchen ja ebenfalls auf.
Auf dieser Basis habe ich eine Decke aus solchen Bahnen gewebt. Sie ist im Kundenauftrag uni gearbeitet und soll passend zum Betthimmel gefärbt werden.
Laut Helga gibt es keinen speziellen Stich oder eine Technik wie die Deckenbahnen verbunden wurden. Auch in meiner Literatur gab es keinen Hinweis. Auf den Bildnissen sieht man keine Naht oder einen Übergang.
So ganz ohne Hinweis habe ich die Decke mittels doppelter Saumnaht verbunden, weil es angenehme Nähte macht, man bleibt nicht hängen und es sieht sauber aus. Bei dieser Decke waren es über 20m Handnaht im Überwendlichstich. Genäht wurde mit dem Garn das auch verwebt wurde.
Nachtrag : die Decke wurde grün eingefärbt ist nun beim Kunden im Einsatz. Weil die Bilder so schön sind sollen sie hier gezeigt werden.
Fotos : Andreij Pfeiffer-Perkuhn Geschichtsfenster
Literatur:
Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte (LSAK)
Die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wollgewebe und andere Textilfunde aus Lübeck von Klaus Tidow
NESAT Band 1
Klaus Tidow , Untersuchungen an den Wollgeweben aus Schleswig und Lübeck