Ab und zu wenn ich viel und lange nach historischen Funden und/oder nach Kundenwünschen gearbeitet habe, muss ich den Künstler in mir freilassen. Mit Farben, Mustern und Strukturen spielen und dabei mal ganz auf die eigene Phantasie hören. Das ist gut gegen Herbstblues und gibt neuen Schwung danach mit den üblichen Arbeiten weiter zu machen und neue Bereiche zu erarbeiten.
In der Natur kennen wir 2 große Spektakel, die üppige Baumblüte im Frühjahr als Start in die grüne Zeit und das Finale der Bäume im Herbst, wenn die Natur sich mit einem Farbfeuerwerk in den Winterschlaf verabschiedet. Beim Spaziergang habe ich Fotos gemacht und dabei sind mir Garne eingefallen die im Lager liegen. Da könnte man etwas draus machen, dachte ich.
Bei anderen Fotos sind mir spontan Farbkombinationen auf Tücher eingefallen und ich habe mit Säurefärben die fehlenden Töne gefärbt.
Dass die Garne genau in das Farbbild rund um die Wäscheleine passen ist dabei glatt Zufall oder auch nicht, es sind halt die Farben die in diesen Tagen vorherrschen.
Aber ich wäre nicht ich, wenn nicht doch etwas Altes mitspielen würde.
Die Bindung der Gewebe ist wieder der Rippen Rauten Köper den ich so mag.
Für Querleser, dieses Muster ist sehr alt.
Es wurde zur Zeit der Völkerwanderung schon gewebt und findet sich als Abdruck auf einem Stück Metall in den alamanischen Adelsgräbern von Niederstotzingen.
Dort hat es sich indirekt erhalten weil das Metall um das Textil gerostet ist und sich in die Struktur gearbeitet hat bevor das Gewebe vergangen ist.
Ist das nicht spannend ?
Welche Farben das Gewebe hatte wissen wir also nicht, es ist nicht mehr da.
Diese Bindung mit ihren 3 Schäften ist durch die ungerade Zahl unglaublich variabel.
Mit Dicken Garnen und leuchtenden Farben macht es große Freude damit zu spielen.
Die dunkle Kette lässt die Farben leuchten, wo eine helle Kette die Farben drosseln würden. Sie strahlen und erinnern mich an die selbstgebastelten Laternen aus meiner Kindheit oder auch am Kirchenfenster die im Dunkeln am schönsten wirken.
2 Schultertücher sind entstanden : Constanzes Baum und Pfaffenhütchen
Vor lauter frei entfalteter Kreativität habe ich mir etwas Neues einfallen lassen : einen Überwurf, eine Art Poncho.
Hergestellt habe ich die Stücke in Einheitsgröße. Bitte beachtet ich bin knapp 1,60m "groß" und trage Kleidergröße 40/42, bei größeren oder kräftigeren Menschen kann so ein Überwurf etwas anders fallen und sitzen.
Der Kragen ist variabel zu falten, man muss ein wenig probieren wie groß man ihn haben mag.
Eins ist keins, also gibt es erst mal vier Stück, die nächste Kette ist aber schon halb am Webstuhl, sie wird dieser ganz ähnlich sein.
Für die nächste Kette werde ich keine Vorbestellungen oder Farbwünsche entgegen nehmen, sondern einfach noch mal nach meinen Ideen arbeiten