Ein Gürtel für eine Bruche wurde gewünscht, in naturfarbenen Leinen soll er sein, und das handgesponnene alte Leinengarn das schon einige Zeit im Lager lag kommt endlich zum Einsatz.
Für Querleser, eine Bruche ist eine mittelalterliche Herrenunterhose. Meist wird diese Bruche zusammen mit 2 einzelnen Beinlingen getragen und die Beinlinge werden am Bruchengürtel angebunden. Der Gürtel muss also die meist üppige Unterhose und die Hosenbeine tragen.
Das Band soll brettchengewebt sein, und 2cm breit.
Brettchengewebt deshalb weil eine Brettchenborte etwa doppelt so dick ist, wie ein Ripsband. Das Band soll sich nach Möglichkeit wenig drehen, falten oder knubbeln damit er bequem zu tragen ist.
Das Leinengarn ist einfädig, sehr stabil und reißfest. Bekommen habe ich es als Werg, was noch bis in die spätere Neuzeit die mindere Qualität bezeichnet und aus dem überwiegend Säcke gearbeitet wurden. (Nicht zu verwechseln mit Rupfen, dem sogenannten Sackleinen, das nicht aus Leinen sondern aus Jute hergestellt wird.)
Woher das Garn stammt und wie alt es ist weiß ich leider nicht. Es stammt aus einem Nachlass und wurde zusammen mit sogenanntem Bauernleinen verwahrt. Das Garn hat beim Verarbeiten beachtlich gestaubt und gekrümelt. Ein Teil des Staubs war sicherlich die Patina der langen Lagerung, aber ein Großteil waren Pflanzenstengel die der Faser noch anhaften.
Das klingt nun nicht besonders edel, aber der Gürtel wird kaum sichtbar sein und nicht direkt mit der Haut in Berührung kommen. Was damals eine Restverwertung war, ist also jetzt ein gesuchter Rohstoff, eben weil es von einer geübten Person von Hand gesponnen wurde.
Gewebt wird das Band am modernen Bandwebstuhl mit Pappkärtchen.
Das Band wird nach dem Weben per Handwäsche heiß vorgewaschen.
Es scheint eine Menge Patina auf dem Garn zu liegen.
Der fertige Gürtel fasst sich angenehm und griffig an. Mit dem ach so kratzigen Sackleinen das sich oft so vorgestellt wird, hat es nicht viel gemein.
Kleines Experiment am Rande :
da nun ein ungefärbtes unbehandeltes Leinengarn verwebt wurde, wollte ich einmal testen, wie der Einsatz eines Gniedelsteins sich aus wirkt.
Gniedelsteine sind etwa handtellergroß und aus Glas. Sie kommen im Fundgut oft vor und werden für die Zeit ab dem frühen Mittelalter bis in die Neuzeit datiert.
Sie werden nicht erhitzt, sondern einfach so wie sie sind über Gewebe gerieben.
Das Ergebnis verblüfft mich : ohne allzu große Kraft oder Energie aufzuwenden wird die Borte glatt, in sich gestaucht, weich und leicht glänzend. Je öfter man das Glas über das Gewebe schiebt um so mehr restliche Pflanzenstengelstückchen lösen sich aus den Garnen. Auch das ist sicherlich ein gewünschter Nebeneffekt.
Weich ist nicht das was gewünscht ist, und so belasse ich es bei dem kleinen Teststück.
Spannend ist es sicherlich auszuprobieren wie schnell das Leinen in der Sonne bleicht. Ein Experiment das ich vermutlich auf den Sommer verschieben muss ? Mal sehen.
Da auf dem Webrahmen mehr als eine Gürtellänge Platz hat ist in meinem Shop weitere Borte erhältlich.