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Schloss Gottorf und Schleswig

Kein Besuch im Norden ohne im Landesmuseum Schloss Gottorf vorbei zu schauen. Zumindest mich zieht es immer wieder dort hin.

Schloss Gottorf ist ein strahlend weißer stattlicher Bau der gleich auffällt wenn man auf Schleswig zufährt. 

In Schloss Gottorf werden einige eisenzeitliche Textilien aufbewahrt, wie die Hose und Beinwickel aus dem Damendorfmoor, nebst den dazu gehörigen Schuhen, die Thorsberg Textilien : 1 Tunika und 2 Hosen, von denen eine gezeigt wird, Waffen, Schiffe, Steinzeit ...  aber meine Lieblingsabteilung ist das Mittelalter !

Schleswig wurde gegen Ende der Wikingerzeit gegründet, liegt an Deutschlands einzigem Fjord der Schlei und hatte immer schon einen Hafen. So sind bei Bauarbeiten in Hafennähe große Mengen von mittelalterlichen Fundstücken zu Tage gekommen : Knochenkämme, Schuhe, Schmuck, Teile von Gebrauchsgegenständen und Werkzeugen und was wir hier in meiner Heimat Köln nie im Boden finden : Textilien !

Heute sehen sie eher unscheinbar und farblos aus, aber ich kann mich kaum satt sehen und träumen wie die Fragmente wohl aussahen bevor sie weggeworfen wurden.

Die Vitrinen sind voll von Fundstücken. Bekommt man normalerweise 1-3 Stücke einer Art zu sehen bekommt man hier wirklich viele. Bei jedem erneuten Besuch entdeckt man Dinge die einem vorher entgangen sind.

Die vielen Funde füllen mehrere Kataloge die nach Themen wie "Die Holzfunde" "Die Schuhfunde" "Die Metallfunde" und einge mehr vom Wachholz-Verlag erschienen sind. Leider gibt es keinen Katalog über die Textilfunde. Einige werden jedoch in Frau Inga Hägg´s neuestem Buch besprochen.

Schloss Gottorf ist groß. Man benötigt wirklich einen ganzen Tag um sich 2-3 Abteilungen in Ruhe anzusehen und den Rest mal flüchtig zu besuchen.

Es liegt am Ortsrand von Schleswig, hat einen eigenen großen Parkplatz, ein Museumscafe und eine Aussengastronomie. Wer zwischendurch einmal Pause braucht, kann im Garten zur Ruhe kommen und aufs Wasser schauen.

der Schleswiger Dom  mit Blick über die Schlei
der Schleswiger Dom mit Blick über die Schlei

Schleswig ist eine nette kleine Stadt. Es sind etliche schöne Häuser aus dem Barock erhalten und wer etwas ganz besonderes sehen möchte spaziert über den Holm, die historisch gewachsene Fischersiedlung. Bitte nicht mit einem Freilichtmuseum verwechseln, denn hier leben und arbeiten immer noch Fischer und ihre Familien. Bitte bei einem Besuch beachten dass die Menschen dort ihr normales Leben leben.

Die Beliebung sorgt immer noch dafür dass die Fischer zusammen halten und füreinander da sind, es ist deutlich mehr als Tradition oder Brauchtumspflege. Bis heute sorgt die Totengilde dafür das die Fischer und Ihre Familienmitglieder in der Mitte ihrer Gemeinschaft auf dem kleinen Friedhof bestattet werden, der inmitten der Siedlung liegt.  Das Schlei Museum an Eingang zum Holm ist ein kleines feines Museum, das über die Siedlung und ihre Bewohner berichtet, der Eintritt ist kostenlos.

Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man eine Kühlbox im Gepäck haben und fangfrische Fische direkt beim Fischer kaufen, z.B. Donnerstags vormittags bei Jörg Nadler der sein Boot an fester Stelle anlegt und dann seine Fische verkauft. Herr Nadler ist ein Quell des Wissens und oft bekommt man ein kleines Geschichtsstündchen gratis zum Fisch, wenn man da so in der Schlnage von Kunden steht und auf seinen Fisch wartet. Oder aber die Stammkunden tauschen gerade Fischrezepte aus.

Wer diese bis Daheim vergessen hat schaut auf seiner Homepage nach wie seine Frau den Fisch zubereitet. (link unter dem Beitrag)

Auch der Schleswiger Dom mit seiner Backsteingotik ist sehenswert, wenn es sich ermöglichen lässt sollte man an einer Führung teilnehmen, nur so schafft man es die vielen sehens- und wissenswerten Details zu erfahren. Wer weniger Zeit hat sollte dennoch unbedingt den Schwahl besichtigen der nur über den Dom zugänglich ist. Der Schwahl ist ein mittelalterlicher Kreuzgang mit überwiegend originaler Bemalung aus dem späten Mittelalter. Dem Bordesholmer Altar sollte man auch ein wenig Zeit schenken und die vielen detailreichen Holzfiguren bestaunen.

Anschließend lockt der Marktplatz mit kleinen Sraßencafes und Kuchen.

Blumenliebhaber sollten nicht versäumen hier und da an den Rosenbüschen zu schnuppern die an vielen Häusern angepflanzt sind. Auch die Holsteiner Rosenbüsche sind eine Spezialität der Region.

im Text erwähnte Literatur :

Inga Hägg

Textilien und Tracht in Haithabu und Schleswig

ISBN: 9783529014185

 

die rote Reihe aus Schleswig:

http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/anzeige.php?pk=304435