Ein Stuhl bei den Ebay Kleinanzeigen hatte es mir angetan. Ich bin kein Möbelkenner, aber ich mag Holz, mag schöne Verarbeitung und so musste ich den ollen Stuhl mit den Löwenfüßen unbedingt haben.
Das Polster war von einer alten Dame liebevoll von Hand bestickt und von einem Polsterer fachgerecht bezogen, dennoch war das Stück in die Jahre gekommen und sollte neu bezogen werden.
Wie das so ist hat der Vorbesitzer einen Teil der Polster schon abgezogen und entsorgt, wollte ihn aufarbeiten und dann kam wohl das Leben dazwischen.
Der alte Sitzflächenstoff ist abgelöst, gewaschen und bei Seite gelegt, er bekommt sicherlich ein neues Leben wenn eine Idee dazu da ist.
In dem Zimmer in dem er stehen soll, geht der Blick aus dem Fenster in einen Magnolienbaum, der nicht nur im Frühjahr blüht, sondern der bis zum Ende der Vegetationszeit einzelne pinke Blüten treibt.
Dieser Baum mit seinen vielen unterschiedlichen Grüntönen war die Inspiration zu einem neuen Stoff.
Nach kurzer Überlegung fällt die Materialwahl auf ein Wollgarn aus KbT in naturweiß. Mittels Säurefarben habe ich viele unterschiedliche Grüntöne gefärbt, die Magnolie immer in der Nähe und im Auge zum Abgleich der Farben. Nach den Trocknen der Garne kommen mir dann doch Zweifel, so giftgrün ? Hoffentlich fügt es sich.
Am Webstuhl scheinen die Garne immer noch sehr schrill. Als Bindung habe ich mich für eine schlichte Leinwand entschieden. Das Garn ist schon sehr unruhig und die Schnitzereien des Stuhls sollen ja auch noch wirken.
Nachdem das Gewebe gewaschen, getrocknet und gebügelt ist, legt sich meine Sorge um die Farben.
Der Stuhl wurde mit Holzwaschmittel gereinigt und mit Möbelneu gepflegt. Die Gebrauchsspuren bleiben, der Stuhl ist alt und das darf man sehen. Im Polstereibedarf habe ich Volumenvlies, Weißstoff und Schwarzstoff gekauft, sowie Möbelkleber zum sprühen, den Schaumgummi hatte ich noch von einem alten Sofa übrig. Schaumstoff lässt sich in der Maschine waschen, er war noch gut und somit konnte ich etwas Müll reduzieren, denn der Rest des Sofas war ein Fall für den Sperrmüll.
Für die Vorarbeiten an den Polstern hatte ich einige Youtube.Videos geguckt, mit dem richtigen Zubehör war es dann gar keine Hexerei.
Den Stoff habe ich beim Zuschnitt etwa 5cm an allen Seiten länger gelassen und eingeschlagen. Die Ecken an den Beinen sind vorsichtig eingeschnitten und sauber umgeschlagen. Überwiegend habe ich mit dem Tacker gearbeitet, an den sichtbaren Stellen habe ich Möbelnägelchen eingeschlagen. Diese Nägelchen sind zickig, wirklich viele habe ich beim Einschlagen schief und unbrauchbar geschlagen. Da werde ich noch mal neue bestellen und nacharbeiten.
Einige Stellen habe ich von Hand mit Restgarn des Stoffs vernäht. Mit dem Matratzenstich geht das recht unsichtbar.
Mit dem Endergebnis bin ich sehr zufrieden, es ist genau so geworden wie ich es mir vorgestellt habe.
Bequem ist der Stuhl und sein Kollege Fußwippe bekommt auch noch so einen Stoff - wenn die neuen Nägelchen da sind.
Dies ist ein privates Projekt das hier vorgestellt wird um Mut zu machen etwas selbst zu versuchen und nicht jedes alte Stück in den Müll zu werfen. Die Arbeitszeit für das aufarbeiten des Stuhls als Laie, waren etwa 2 volle Arbeitstage, wobei mir die Arbeit wirklich Spaß gemacht hat. Das Herstellen des Gewebes hat natürlich länger gedauert. Solch einen Stoff kann man mit Wartezeit bei mir anfertigen lassen, um das beziehen muss man sich jedoch selbst kümmern.
Bezugsquellen :
https://www.polstereibedarf-online.de/
https://www.kunstbeschlag.de/kbh/
