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Hallstatt Fragment 74

Im heutigen Österreich, im Bergwerk Hallstatt haben sich viele Textilien aus der Bronze und Eisenzeit erhalten. Salz ist ein guter Konservierungsstoff und die Fragmente sind so zahlreich das die Vorstelllung der Stücke ganze Bücher füllt.

Das Fundgut zeigt die Rafinesse und Vielfalt des textilen Könnens dieser Zeit.

 

Im Kundenauftrag habe ich das Muster des Fragment Nr 74 nachgewebt. Der Farbentwurf stammt vom Kunden.

Das Original wird im Naturhistorischen Museum Wien aufbewahrt.  Es ist heute Olivgrün und Dunkelbraun. Die Bindung ist ein großes Fischgrat-Muster.

Erhalten hat sich ein kleines Stück das jedoch vermuten lässt das es einst zu einem großen Karomuster gehört hat.  Die Form des Fragments enstpricht ungefähr der Markierung in meinem Bild. Die ursprüngliche Verwendung und Größe des Textils ist unbekannt.

Jedes Projekt beginnt in meiner Werkstatt mit einer Planung per Computer Tabelle. Darin trage ich die Daten ein :

gewünschte Größe des Gewebes, Musterrapport, Anzahl der Fäden, deren Länge, benötigte Mengen, Farbwünsche, Besonderheiten. Abgerundet wird das Ganze nicht selten durch Skizzen der Auftraggeber/innen. Das ist wichtig denn die Vorarbeit beginnt meist Monate bevor es mit dem Projekt wirklich los geht, während andere Projekte schon Stofflich werden.

Die Garne kommen bei mir ungefärbt und auf Industrie-Konen an. Sie müssen zu Strängen abgewickelt und sauber abgebunden werden, bevor sie dann gebeizt und gefärbt werden. Das Färben mit Naturfarben erfordert Können und Erfahrung und ich bin dankbar das mir diese Arbeit Manuela Helzer von Ovicula abnimmt. Sie schafft es immer wieder die Farbwünsche der Kunden genau zu treffen, was ganz besonders bei dem gewünschten Grünton eine Herausforderung ist : das Garn wird zuerst Gelb gefärbt und kommt dann in die Indigo Küpe die gelblich ist, weil sich das Blau erst in verbindung mit der Luft entwickelt. Man färbt also sozusagen blind.

Anschließend werden die Garne auf Rollen gewickelt bevor sie dann auf den Webstuhl kommen. Bis sich Fäden verbinden können vergeht sehr viele Stunden. Das eigentliche Schiffchen schubsen macht nur einen Bruchteil der Arbeit aus.

Der Stoff auf der Figurine, fertig geputzt und gebügelt
Der Stoff auf der Figurine, fertig geputzt und gebügelt

Damit die Vorarbeit nicht auf dem Geldbeutel eines einzelnen Kunden liegt, versuche ich möglichst mehrere Projekte zu kombinieren, in diesem Fall habe ich noch ein paar Stücke für meinen Shop eingeplant und so sind unter Anderem zwei Tücher mit Ripskanten und gedrehten Zöpfchen entstanden. Abfall fällt bei diesem Projekt gibt es kaum an, der Karton in dem das Garn bei mir eingetroffen ist wurde weiter verschickt, der Garnverschnitt wurde zu einem Nähzopf geflochten, mit dem der Kunde seinem Stoff zum Kleidungsstück vernäht. Ganz kurze Stücke werden zu Troddeln verarbeitet und was dann noch anfällt wird in Kissen gefüllt. die robusten Leerkonen aus Kunststoff werden zum spielen und basteln gespendet.

Literatur :

Textiles from Hallstatt

Weaving Culture in Bronze Age and Age Salt Mines

Karina Gröner, Anton Kern, Hans Reschreiter and Helga Rösel-Mautendorfer

Budapest Archaeolingua 2013