Mein Equipment hat sich um einen Webstuhl vergrößert.
Deutlich vergrößert. Es ist ein Hochwebstuhl der hauptsächlich für die Teppichweberei gedacht ist.
Webbreite 2m, 1,80 hoch und unbequem per Leiter einzurichten.
Er hat 2 Schäfte und ist nur für Leinwandbindung vorgesehen
Eigentlich will es der Brauch dass der Webstuhl den Namen des Erstbesitzers trägt, da er jedoch einige Besitzer hinter sich hat, heißt er nach der Vorbesitzerin Julia.
Mit dem Webstuhl zusammen sind ein Posten Teppichgarne mit Juteseele zu mir gekommen. Damit werde ich mich auf dem Webstuhl einarbeiten, dann folgt ein größeres Projekt das ich irgendwann viel später einmal vorstellen werde.
Danach wird der Webstuhl eingelagert um ihn nur nach Bedarf aufzubauen.
Warum die Aktion, was kann so ein Ding ?
Die Möglichkeiten eines Hochwebstuhls sind durch nur 2 Schäfte begrenzt. Dennoch stößt man im Universum der Textil-Arbeiten eine neue Galaxie auf. Auch mit 2 Schäften sind Musterungen durch Bündelung der Kettfäden oder Wechsel von unterschiedlichen Schussgarnen möglich. Es kann mit und ohne Flor gearbeitet werden. Sämtliche Teppich-Varianten von Gobelin bis zum Orient-Teppich haben sich an solchen Webstühlen entwickelt. Anders als beim Gewichtswebstuhl wird von unten nach oben gearbeitet.
Die Beschaffung dieses Webstuhls ist der derzeitigen Materialknappheit und Zeitdruck geschuldet. Lieber hätte ich einen Gewichtswebstuhl gehabt, aber nach dem Theater am Webstuhl Elke mit den verzogenen Schemeln mochte ich es diesmal einfach haben. Auch ist zum Arbeiten weniger Kraft nötig als es ein Gewichtswebstuhk erfordert. Die Webbreite reicht aus um eine überdimensionale bronzezeitliche Auftragsarbeit herzustellen,
Das Gute ist, der Betrieb an meinem Arbeitsplatz kann während dessen weiter laufen. Webstuhl Elke bekommt in den nächsten Tagen eine Kette die gegensätzlicher als das Gewebe der Julia nicht sein könnte.
Während Julia zur Zeit mit teils daumendicken Filzschnüren eher grobpixelige Gewebe abarbeitet, entsteht auf Elke ein ganz zartes Gewebe in Diamantköper. So kann ich wechseln, wenn mir das eine zu fummlig oder das andere zu grob wird.
Eingerichtet wird Julia per Leiter, also zumindest bei mir, weil ich ja eher klein bin.
Beim Anweben fühle ich mich ein wenig in die 80ger versetzt, ein Zeitensprung der unfreiwilligen Art als derbe Handarbeiten sehr angesagt waren. Vielleicht ändert sich das durch Übung und auch wenn der erste Teppich einmal fertig ist. Es wird sich zeigen. Fakt ist so ein dicker Teppich aus guter Wolle isoliert so gut wie kaum etwas Anderes. Er macht kalte Böden behaglich und nimmt die Fußkälte.
3 Teppiche sind auf der ersten Kette entstanden, das Handling des Webstuhls ist nun klar, ein paar Kleinigkeiten müssen noch erneuert werden, dann wird eine weitere Übungskette aufgezogen.
2 der neuen Teppiche werde ich zum Materialpreis verkaufen. Sie haben einige Fehler wie das Übungsstücke nun mal leider oft haben.
