Der Diamantköper ist eine optisch sehr gefällige Bindung. Er ist heute vollkommen aus der Mode, obwohl er doch so hübsch und mit den heutigen Mitteln eigentlich auch als Massenmeterware einfach herzustellen ist.
Das war nicht immer so. Diamantköper ist keine Hexerei, man benötigt die im Mittelalter gängigen 4 Schäfte an einem Webstuhl, egal ob Gewichtswebstuhl oder Flachwebstuhl - 4 Schäfte und eine Webpatrone und es kann los gehen.
Die Webpatrone - auch keine Hexerei sondern ein Plan wie man den Webstuhl einrichtet und wie man später zum Muster kommt. Heute gibt es Bücher wie das Pattern Directory das kaum Text aber viele tabellenartige Abbildungen hat, weshalb es eigentlich unerheblich ist in welcher Sprache das Buch verfasst ist so lange man weiß wie die Patronen zu lesen sind.
Auch das nacharbeiten von historischen Stücken kann eine Zeitreise sein. Egal ob es sich um etwas aus Metall, Leder oder Textil handelt, man muss sich das Werkstück genau vornehmen und begreifen was man da hat und wie es hergestellt wurde,
Wie mag im frühen Mittelalter das Wissen um das Muster des Diamantköper weiter gegeben worden sein ?
Weben ist eine Arbeit die im Vorfeld einiges an Rechnerei benötigt und in der Ausarbeitung sehr rhythmisch ist. Beim Diamantköper arbeitet man das Muster vor und zurück. Würde man stur vorwärts weben erhielte man einen Fischgrat.
Schaut man genau hin, erscheint das Muster unterschiedlich groß. Zählt man die Ringe der einzelnen Muster-Raute, stellt man fest es gibt ihn in unterschiedlichen Größen. So wie es die Matroschka Puppen im Dreierset gibt oder halt in anderen Stück-Varianten.
Oben im Bild ein Diamantköper mit 12 Musterfäden, unten 20 Musterfäden.
Dabei ist der mittelalterliche Diamantköper immer auf 4 Schäfte verteilt, auch wenn er eine ungerade Anzahl von Muster-Fäden je halben Rapport hat.
Der Diamantköper der Thorsbergtunika hat einen Rapport von 18 Fäden. Macht 9 Fäden je halben Rapport, denn das Muster wird einen halben Rapport nach vorn und einen halben nach hinten gearbeitet, beim Einzug aber auch in der Abfolge der bedienten Schäfte. Warum zu Kuckuck webt man ein solch ungefälliges Muster wenn das Auge nicht einmal erfassen kann ob man das Muster 2 Fäden mehr oder weniger je Muster führt ? Es arbeitet sich holprig, irgendwie unrund.
Tippt die Kreuzchen mal mit den Füßen ab, erst linker Fuß linke Hälfte , dann rechter Fuß rechte Hälfte vermutlich wisst Ihr dann was ich meine.
So bleibt die Neugier, kleine Rätsel auf die man vermutlich keine Antwort findet, denn die Möglichkeiten Webmuster an die nächste Generation weiterzugeben sind vielfältig und sicherlich gab es mehr als eine. Möglicherweise wurden sie gar nicht schriftlich weitergegeben, denn ein Weber der etwas im Thema ist, kann ein solch ein Muster auch ohne Patrone kopieren.