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Antiker Seidenglanz neu erschaffen - ein Workshop in Krefeld

Unter dem Titel "Antiker Seidenglanz - neu erschaffen"  fand in Kooperation des Deutschen Textilmuseums Krefeld mit dem Haus der Seidenkultur Krefeld ein Workshop statt.  Die Kursleiterin war Barbara Thomas, die den Kurs prall mit Wissen gefüllt hat. 

Sonntag ging es zur Einstimmung los mit einem Besuch im deutschen Textilmuseum, wir haben uns gemeinsam die aktuelle Ausstellung angesehen, die peruanische Textilien zeigt und sehr hübsch ist.  Als Textilfreund unter fachlicher Führung ist so ein Besuch immer besonders, denn man sieht nicht nur was das eigene Auge von alleine findet, sondern bekommt die Besonderheiten die einem selbst entgehen, gezeigt und erklärt.

 

Montag ging es in die Theorie. Langer Tag, viel Input.  Der Kurs fand überwiegend in den Räumen des Hauses der Seidenkultur statt.

Dienstag startete der Tag im Textilmuseum, hinter den Kulissen hatte man einige Originale für uns zusammengestellt. Einige kannte ich aus Büchern, aber die Stücke ohne Glas ganz aus der Nähe zu sehen war etwas ganz besonderes.

Viele der Stücke sind 1500 Jahre alt, sie glänzen oft immer noch, sind immer noch farbig. Hauchzarte Seiden deren Fäden man mit dem Auge nicht erkennen kann, wurden mit dem Mikroskop auf einem Bildschirm angesehen.  

Mittwoch ging es schon zum ersten mal ans Weben. Frau Thomas hatte zusammen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Seidenkultur mehre Webstühle vorbereitet. Teils mit sehr groben Textilien um die Technik zu verinnerlichen und sichtbar zu machen, ein  Woll-Textil jedoch kommt in der Feinheit ans Original.

Donnerstag noch mal ein Tag im Textilmuseum, noch einmal zu den Originalen. Nun wo man die technische Seite der Textilien verstanden hat, sind sie noch großartiger.  Frau Dr. Paetz gen. Schiek hat sich viel Zeit für die Kursteilnehmer genommen und uns mit zusätzlichen Wissen gefüttert und uns durch die Räume des Museums geführt.

Freitag weben, weben, weben. Jeder Teilnehmer hat an jedem Webstuhl arbeiten dürfen und das Erarbeitete zum Kursende auch mitnehmen dürfen. 

Den Webstuhl abernten ist eine Sache die ich aus meinem Arbeitsalltag gut kenne. Diese kleinen Übungsstücke sind jedoch etwas Besonderes für mich.  Ein kleines Muster entwerfen, sehen wie es mühsam wächst und sich die Kästchen vom Papierentwurf auf Textil übertragen lassen. Es erfüllt mich mit großer Ehrfurcht mit dem nun Erlernten an die Originale zu denken. Zu wissen, dass sie ohne Kästchenpapier, Mikroskop, Tageslichtlampen und Sehhilfen entstanden sind. 

Aus dieser Woche habe ich viel mitgenommen : neu erlernte komplexe Techniken,  noch mehr Lust an dem was ich tägliche tue, neue Kontakte,  die vielen Eindrücke der beiden Museen vor und hinter den Kulissen. Schöne Dinge gesehen zu haben ist ein Schatz den man im Herzen trägt. Ebenso die vielen Gespräche mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten die alle als gemeinsame Schnittmenge die Liebe und Hingabe zu Textilem haben.  Seit der Pandemie fühlte es sich an wie das erste Glas Wasser nach einem Marsch durch die Wüste. Immer noch mit Vorsicht, Abstand und Maske da wo es nötig war, dennoch war es so schön !

 

Zum Haus der Seidenkultur hatte ich vor ein paar Jahren schon mal einen Blogpost, aber ganz besonders möchte ich aufs Textil Museum verweisen ! Es ist etwas anders als die Museen die ich sonst so besucht habe. Es werden auschließlich Sonderausstellungen gezeigt und es lohnt sich sich vorab zu informieren was gerade gezeigt wird. Die aktuelle Peru-Ausstellung ist wunderschön und zeigt farbenfrohe Stücke aus 1500 Jahren.  Was das Haus aber noch hat ist eine riesengroße Bücherei in Sachen Textil, unten im Bild ist nur einer der Räume zu sehen. Man hat die Möglichkeit mit Voranmeldung dort zu lesen und recherchieren. Das war mir nicht bekannt und ich werde es bei zukünftigen Projekten sicherlich nutzen. Es gibt vermutlich kein Textil-Thema das dort nicht zu finden ist, von den Anfängen bis zur Gegenwart in Form von modernen Schnittmusterheften. Das Museum liegt im Bereich des Flachsmarktes der jährlich zu Pfingsten statt findet, und wird zu dieser Zeit von Buden und Ständen verdeckt.

Im Haus der Seidenkultur sind Menschen die sich engagieren mögen willkommen., Mitmacher sind gesucht. Wer etwas über Jaquard-Webstühle erfahren möchte sollte sich dorthin bemühen. Noch sind dort Fachleute zu finden deren Berufe selten sind, wie den Patroneur und Weber aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Textilhandwerks. Eine Führung lohnt unbedingt, wann es diese gibt kann man auf deren Website sehen.