Im Kundenauftrag ist eine Kurzarm-Tunika entstanden.
Vorlage zu dieser Arbeit ist die Tunika aus Dura, die zwar stark fragmentiert erhalten ist, aber doch noch mit so viel Material vorliegt, dass das Kleidungsstück gut erkennbar ist.
Die Tunika hat eine T-Form und ist kurzärmlig. Sie hat purpurfarbene Clavi, die nicht nur zwei die jeweils über die Schulter führen, sondern auch noch jeweils zwei am Ärmel. Unterhalb dieser Streifen sind kleine Verzierungen die wie 3 Z aussehen eingewebt.
Im DTM Krefeld wird ein Vergleichsfund aufbewahrt : ein Ärmel mit ebenfalls 2 eingewebten Purpurstreifen.
Dieser Ärmel ist am unteren Abschluss mit einer Schnur versehen. Diese Schur besteht aus den verdrillten Kettfäden und sichert das Gewebe am Abschluss. Es ist also keine angenähte Schnur.
Die Streifen sind mit eingewebten Knotenornamenten versehen.
Ein zweiter Ärmel, der vermutlich vom selben Kleidungsstück stammt, wird im MET New York aufbewahrt.
Die Umsetzung ;
Material 100% Wolle
Färbung des Tierwohls wegen industriell
Grundbindung Leinwand/Tuchbindung
Clavi Ripsbindung in Halbpanama
Die Maße der Original Tunika aus Dura wurden dem Auftraggeber angepasst.
Die große Herausforderung stellen die 2 Zierstreifen in den Ärmeln dar. Nicht nur dass innerhalb einer "Reihe" die Bindung wechselt, die Schusseinträge sind unterschiedlich dicht, weshalb die Reihen nicht bündig durchgewebt werden können. Die Ripsbindung muss händisch stark verdichtet werden und zieht seitlich deutlich stärker ein als die Leinwandbindung. Der Übergang zwischen diesen 2 Bindungen ist knifflig.
Um Schussrips so dicht weben zu können, bedarf es der manuellen Verdichtung. Dabei muss der Faden stark mäandern und benötigt eine schwer einzuschätzende Mehr- Länge als bei weniger dichten Bindungen. Auch braucht der Rips viel mehr Schusseinträge als die umliegende Leinwand.
Die Spannung innerhalb dieser Gewebesbschnitte ist unterschiedlich stark und es ist schwierig einen sauberen seitlichen Übergang zwischen den Streifen und dem umliegenden Gewebe zu weben.
Literatur :
Aus Gräbern geborgen
koptische Textilien aus der eigenen Sammlung
Annette Patz gen. Schieck
Wearing the Cloak
Dressing the Soldier in Roman Times
Marie-Luise Nosch
die Quellen des Kunden :
(noch einmal vielen Dank !)
https://users.stlcc.edu/mfuller/sca/DuraTunic.html
(zuletzt besucht in März 2023)
The Textiles. Excavations at Dura-Europos Report 4, Part 2. Yale University Press, New Haven 1945
Baatz, Dietwulf (Hg.)