siehe auch koptische Bildwebereien 1
Die überlieferte Auswahl dieser kleinen Bildwebereien ist riesig und die Stücke sind jedes Einzelne so faszinierend, das man als Laie davor steht und einfach nur staunt.
Liest man sich ein, stellt man fest das die Herstellungstechniken vielfältig sind. Schaut man sich sehr viele Bildwebereien an, hat man oft den Eindruck die Stücke schon einmal gesehen zu haben. Das täuscht, denn viele Motive wiederholen sich denn
es scheint einen Handel mit Vorlagen gegeben zu haben. Einige Motive erscheinen immer wieder in abgewandelter Form. Erhaltene Vorlagen/Papyri aus dem Fundgut stimmen mit Textilien überein. Die Motive können als Einzelmotiv vorkommen, als Fries oder auch als tapetenähnliche Musterstoffe.
Ob die Motive auf die Arbeit übertragen wurden oder ob sie wie bei der Gobelin-Weberei hinter der Kette angebracht wurden ist nicht ganz klar, auch hier gibt es vermutlich mehre Möglichkeiten.
Für die im Vorpost vorgestellte Tunika, möchte ich Bildwebereien anfertigen die denen des Orignals ähneln.
Die Original Tunikal ist hier zu sehen
Die Applikationen :
es gibt sie von mind. 2 unterschiedlichen Textilien aus denen sie sicherlich entnommen wurden.
Motiv 1) Rote Blumen mit viel Grün, die gewebten bunten Blümchen könnten einem beliebten Musterstoff entstammen. Wie oben erwähnt wiederholen sich viele Motive.
Auch zu den roten Blümchen gibt es Funde ähnlicher Blumenmuster als Vergleichsfunde zu diesem Motiv. Die Fehlstellen in den Applikationen der Tunika habe ich dennoch nicht ausfüllen können. Meine eigenen Fotos sind zu schlecht, die Vergleichsstücke aus dem Netz sind dann alle doch ein wenig anders, so das ich etwas frei ergänzt habe.
Motiv 2) Kleine Vasen mit Weinlaub die heute schwarz sind und möglicherweise zur Verwendungszeit in Ersatz-Purpur (erzielt durch andere Farbstoffe als den der Purpurschnecke) eingefärbt waren.
Bei den Vasen bin ich mir wegen der Webtechnik nicht sicher, die Motive sind recht gleichmässig und symmetrisch, so das es sich um einen Samit oder Taqueté handeln könnte. Mein Versuch sie nachzuarbeiten wird in einfacher Bildweberei mit nur einem Kettsystem erfolgen.
Die Originalapplikationen sind gekonnt in Ripsbindung im Muster und in Tuchbindung für die umgebende Fläche gewebt. Ich muss gestehen das es mir an Übung und Konzentration fehlt für eine Schuss-Reihe 2 unterschiedliche Bindungen zu vereinen.
Wie so oft : mein Respekt vor den Händen die dies damals geschaffen haben wächst.
Die Vasen mit den Ranken haben sich wie befürchtet als ausgesprochen knifflig bewiesen. Meine Vasen sind etwa halb so fein gearbeitet wie die Original, dafür aber etwa doppelt so groß.
Endlich nach sehr vielen Stunden Arbeit ist die Tunika fertig.
Bei bester Beleuchtung, unter optimalen Bedingungen und mit Brille, jedoch ungeübt war es nicht möglich die Tunika 1:1 zu kopieren.
Literatur :
Dress and Personal Apperance in Late Antiquty
The Clothing of the Middle and Lower Classes
Faith Pennick Morgan
Ägypten
Schätze aus dem Wüstensand
Kunst und Kultur der Christen am Nil
Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden
Aus Gräbern geborgen
Koptische Textilien aus eigener Sammlung
Annette Paetz gen. Schiek
Illuminierte Papyri Pergamente und Papiere 1
Ulrike Horak
Sowie unzählige Fotos koptischer Bildwebereien im Internet immer und überall dort wo man sie groß zoomen kann